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des Gegenstandes zum Theil widrig, wie der Tod des Ananias, wo Petrus wirklich etwas vom Giftmischer hat, und der andere, mit dem Finger drohende Apostel etwas vom gemeinen Pfaffen weil allerdings die Sache ziemlich pfäffisch ist ferner die Heilung der Blinden und Lahmen im Tempel, von deren ekelhaften Gestalten ich noch jedesmal, so oft ich diese Cartons (nun zum dritten Male und im Kupfer noch öfter) betrachte, den Kopf abwenden mußte. Ich sage: ich mag sie nicht; allein ich bewundere sie wegen einer Kraft, die kein anderer Künstler erreicht. Paulus, dem die Griechen in Kleinasien opfern, ist aber auch ein schönes Bild; und Paulus, der den Athenern vom unbekannten Gotte predigt, ist eine göttliche Figur. Der Fischzug gehört zu den minder edeln.

2. Slough. (Herschel's Teleskop.)

Das herschel'sche Teleskop sieht man von weitem wenn man hierher kommt, denn das Gestell ist wenigstens so hoch als der Tubus lang ist, also vierzig Fuß. Balken streben gegen Balken in entgegengesetter Richtung, und zwischen ihren Fugen be= wegt sich das Seherohr, dessen Durchmesser vier Fuß dreißig Zoll beträgt, von der wagrechten in die senkrechte Lage mit der Leichtigkeit, daß ein einziger Arm es heben und richten kann. Man hat Musik in dem Teleskop gemacht.

Das ganze Gestell liegt auf einigen Kreifen von Steinplatten und rollt vermittels angebrachter Walzen darüber hin.

Zwischen den Balken hångt noch zur jeden Seite des Rohrs ein hölzernes Haus. Eins heißt the Observatory; hier fist Miß Herschel und schreibt die Beobachtungen ihres Bruders auf. Das andere, the Workhouse, ist der Aufenthalt des Bedienten, der die Bewegung des Instruments verrichtet, und dazu, vermittels eines vierzig Fuß langen Sprachrohrs, von seinem vor der Oeffnung des Tubus sizenden Herrn die jedesmaligen Be= fehle erhält. Eine Galerie ist vorn vor dieser Oeffnung ange= bracht, und auf derselben ein Siß für den Astronomen, welcher nun zu unterst an der obern Deffnung des Seherohrs mit einem Okularglase die Gegenstände, die sich vierzig Fuß tiefer in dem großen Hohlspiegel zeigen, wieder auffaßt und beobachtet. Die

Galerie mit dem Site des Beobachters wird durch einen leichten Mechanismus wagerecht erhalten.

Dies ganze Werk nun, welches mit den zwei Hâäuschen, den Balken und der Vorrichtung, um es den ganzen Kreis des Horizonts beschreiben zu lassen, gegen 60000 Pfund wiegt, dreht ein Mensch, ein schwächliches Frauenzimmer fogar, mit einer Hand. Eine Scheibe mit Gradabtheilungen bestimmt dem Aufwärter, wie er alles stellen foll; ein Quadrant, unten am Rohr befestigt und mit seiner Wasserwaage versehen, mißt die Grade der Höhe über dem Horizont, Gegengewichte von Blei verursachen, daß in jeder Höhe das Instrument gleich leicht bewegt werden kann.

Der große Metallspiegel hat vier Fuß zwei Zoll im Durchmesser und wiegt über 2000 Pfund. Er ist in der Röhre mit einer Blechkappe bedeckt, welche abgenommen und hierauf selbst mit Hülfe eines Krahns ausgehoben werden kann, um von neuem gepußt und polirt zu werden. Der vorige, dessen Politur ich fah, ist nicht zerbrochen, sondern nur nicht concav genug ge= schliffen: (ein Fehler, dem man noch abhelfen könnte) er war aber nicht so schwer.

Es ist zum Erstaunen, welche Kunst und wie viel Genie in den Erfindungen liegt, die Bewegungen des Instruments nicht nur möglich, sondern auch leicht zu machen, und wie glücklich der vortreffliche Erfinder alle Schwierigkeiten überwunden hat. Was man bei einem gewöhnlichen Instrumente mit eigner Hand bei dem Beobachten leicht verrichten kann, das hålt hier so schwer, daß man daran beinahe verzweifeln möchte, wenn nicht Herschel's mechanisches Genie so reich an Hülfsmitteln wåre. Man glaubt, am Rande eines Zauberkreises zu stehen, wenn man den Kieselgang an dem Cirkel von Stein betritt und die Walzen sieht, auf denen sich von einer schwachen Hand 60000 Pfund umschwingen lassen! Der Tubus selbst ist ganz mit Eisenblech überzogen, eisengrau mit Delfarbe angestrichen.

Bei kleinen Teleskopen hat man die Vorrichtung oft ge= macht, daß das ganze Dach des Observatoriums, wo sie stehen (wie ich bei dem kleinen Instrument in Orford bemerkte), umgedreht werden kann, wodurch es denn möglich wird, in allen Gegenden des Himmels, durch die im Dache befindliche Deffnung zu beobachten. Allein ein Haus zu bauen, das ein Instrument von vierzig Fuß Höhe in sich faßte und Raum für dessen Beweglichkeit gåbe, wäre nicht leicht thunlich gewesen.

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Wie geschickt hat der Künstler nicht dieser Unbequemlichkeit abzuhelfen gewußt, indem er auf dem Gestelle des Instruments selbst die nöthigen Zimmer zur Beobachterswerkstatt anbrachte! Er konnte nicht das Haus über dem Instrumente bewegen; wohlan! so versehte er es auf das Instrument en miniature, und schob es mit demselben herum.

Große eiserne Barren liegen am Ende der Röhre unter dem Objektivspiegel oder Reflektor; und hier bewegt sich auch der Tubus auf einer dicken, eisernen Achse, die an jedem Ende auf einer kleinen Walze ruht. Vermöge der eigenthümlichen Bewegung, welche der Beobachter diesen Walzen mittheilen kann, ist er im Stande, ohne das Teleskop selbst durch den größern Mechanismus fortrücken zu lassen, dem Rohr eine kleine Bewegung seitwärts oder aufwärts mitzutheilen, vermöge deren er ein Objekt vier bis fünf Minuten verfolgen kann, ehe er das Rohr stellen läßt. Dieser Vortheil ist von unbeschreiblicher Wichtigkeit bei dem Beobachten; denn das Stellen unterbricht jedesmal die Beobachtung, hingegen diese kleine unmerkliche Veränderung der Richtung hindert nicht, daß man fort betrachte.

Das zwanzigfüßige Teleskop ward früher als das vierzigfüßige aufgerichtet; und da es dieselbe Vorrichtung, nur im Kleinen, erheischte, so gab es dem Erfinder die Abänderungen und Zusäße zu dem Mechanismus des großen an die Hand. Ein zehnfüßiges, welches wir ebenfalls sahen, soll sehr scharf die Objekte darstellen. Ein ganz kleines drittehalbfüßiges, womit Miß Herschel neulich den Kometen entdeckte, ist sehr portativ; fie trågt es bald hier-, bald dorthin mit sich herum, auf den Boden, in den Garten und nennt es her little Sweeper, weil sie damit den Himmel kehrt. Herschel nennt seine Schwester His little Comet-catcher. Dr. Herschel macht noch immer der= gleichen Teleskope, unter andern jest ein siebenfüßiges für den Herzog von Orleans. Er läßt jest vermöge eines Mechanismus das Schleifen des Spiegels von zwei Arbeitern verrichten, wozu er sonst zwanzig brauchte. So simplificiren sich nach und nach die schwersten Operationen! Er kann mit dem großen Te= leskop nicht in den Mond sehen, weil dieser ihn blåndet und fast eben so wie die Sonne Flimmern vor den Augen verursacht. Schon im zwanzigfüßigen ist der Mond sehr blendend, und långer als elf Minuten hålt man es nicht aus. Saturn's Ring bleibt schon im zwanzigfüßigen immer sichtbar.

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Die Bewegung des Teleskops geschieht auf dem Durchmes= fer des Gestells, in gerader Linie, dergestalt, daß es bei einem kleinen Winkel, den es mit dem Horizonte macht, mit seiner Achse nahe an der Peripherie des Gestelles liegt, hingegen dem Centro näher rückt, sowie es sich in die Höhe richtet.

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Richmond fürwahr ein reicher Hügel! von dessen Höhe, über dieses Gärtchen mit weißen und rothen Rosen, mit Nelken überschüttet und von weißem Geländer zierlich eingefaßt, das Auge hinunter streift durch das wilde blühende Rosen- und Holundergebüsch; dann längs den hohen Wänden von schlanken, tausendförmigen Ulmen die abgemåhten Wiesen, die duftenden Heukegel besucht und zwischen den mit Laub umwundenen Ståmmen die halbversteckten Wohnungen erblickt, von deren Dächern über die dunkeln Wipfel der bläuliche Rauch hindampft. Höher jezt und dichter, mit immer üppigerem Schatten, reihen sich die Bäume mit mannigfaltigem Grün, daß zwischen ihnen die fernen Wiesen kaum wie zarte Linien erscheinen. Und vor dem ganzen Hügel rechts her windet sich die Themse mit ihren Inseln, und hier und dort einem segelnden Kahn zwischen grasreichen Weiden, hinab nach Pope's Häuschen, Twickenham; und an ihren grünen Ufern, auf hervorspringenden Landspiken, sehe ich durch die glatten, reinen Stämme der rund bewipfelten Baum= gruppen hin auf den smaragdfarbigen Sammetteppich, an dessen Rande sich aus dem Gesträuch in mancherlei Lagen und Gestalten die Hütten und Paläste glücklicher Bewohner solcher, meine ich, die glücklich sein könnten erheben. Dann verliert sich das Auge in unabsehlichen Schatten und Reihen über Reihen von palmenähnlichen Ulmen, bis an den heiligen Kreis, wo die blauumnebelten Hügel den Horizont begrenzen. Daß es auch

eben ein grauer Tag sein muß, der mich in dieses Reichthums Fülle nicht vollkommen schwelgen läßt! Blickte wenigstens nur verstohlen die Sonne aus den Wolken, liebäugelte mit diesem Wasserspiegel, beleuchtete in blendendem Glanze diese jenseits der Themse so schön sich ausbreitende Ebene mit ihren Bäumen und Heerden und zöge dann die dunkeln Schlagschatten über den Saum der glühenden Landschaft!

III.

Reise in das Innere von England.

1. Weg nach Birmingham.

Der Weg von London nach Bath wird am häufigsten besucht; daher ist er allmålig mit vielen Häusern von netter Bouart besekt worden. Mehrere fanden hier Nahrung, baueten und meublirten sich niedlich; andere ahmten nach, bekamen Geschmack an Gårtnerei, an zierlichem Ameublement u. s. w.

Bath ist eine artige Stadt und ganz von Kalk (Free-stone) gebauet. Aspler-stone, eine kompakte Art, kann mit einer Art gebrochen werden, hårtet sich aber in der Luft. Er wird von zwanzig bis dreißig Meilen hergeschafft; der gemeine Free-stone findet sich auf der Stelle, wie auch Backsteinthon. Der Sandstein (blåuliche), der zu Platten für die Fußbänke gebraucht wird, bricht unter dem Kalk (Free-stone), einem wahren Hammit oder Rogenstein. Er ist sehr hart und kompakt; doch läßt sich das Korn erkennen. Im Hammit sind hier und da sehr schmale Spatklüfte, etwa einen Viertel-Zoll breit. Die Bauleute unterscheiden sehr die verschiedenen Arten nach Dichtigkeit und Zusammenhang, wo der Mineralog nur geringe Varietät sieht.

Der Lurus ist in Bath so groß als in London. Man rechnet achthundert neuerbauete Häuser, und Häuser, an denen noch gebauet wird. Man lebt hier übrigens blos für Ergöglichkeiten, nicht für Politik.

Miß Pulteney, eine Dame von zwanzigtausend Pfund Einkünften, hat eine große Besißung, Laura-place, welche jezt bebauet wird. Das Erdreich fing an nachzusinken von dem Absturze des Berges; daher baut man jezt mit Faschinen, rammt Pfähle ein u. s. w., um zu verhindern, daß die Häuser nicht in Gefahr kommen.

Der Weg von Bath nach Bristol ist hügeliger als der bisherige. Wir fanden an einem Orte in der Mauer eines Hauses große cornua Ammonis befestigt.

Bristol ist ein håßlicher, schmußiger, schlecht gebaueter Ort; hat aber eine sehr schöne Lage an der Avon. Långs diesem

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