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zum trocknen auf. Der alkohol verdunstet und der zurückbleibende schellack bildet einen feinen überzug über der russschicht. Eine zu starke schellacklösung anzuwenden ist nicht ratsam, da in solchem falle die getrocknete schellackschicht zu stark und daher allzu leicht brüchig wird. Die trockenen blätter werden in einer mappe sorgfältig aufbewahrt.

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Die Marey-Hürthlesche luftkapsel (figur 3 u. 4) ist von folgender gestalt. Der metallkessel K, dessen senkrechte seitenwand eine höhe von 7 mm und dessen boden die form einer kreisfläche von 59,5 mm durchmesser hat, ist mit einer feinen kautschuk membran, am besten condommembran, überzogen.* Die offene 24,7 mm lange und 5,5 mm im lichten haltende röhre R durchbricht die seitenwand der kapsel und setzt so ihr inneres mit der äusseren luft in verbindung. An dem stiel St ruht die kapsel so in dem muffkloben M, dass sie in horizontaler richtung verschiebbar ist. Auf der kautschuk membran liegt konzentrisch ein rundes aluminiumplättchen Al von 39,5 mm durchmesser, jedoch ist nur eine zentrische kreisfläche von c. 20 mm durchmesser mittelst syndetikon fest mit der membran verbunden. Das gewicht des aluminiumplättchens plus dem zur befestigung verwendeten klebstoff beträgt 0,5564 gr. Das plättchen trägt in seiner mitte einen feinen T-ähnlich gestalteten aluminiumsteg, der dazu dient, den schreibhebel mit dem plättchen und so mit der membran in feste verbindung zu setzen. Der schreibhebel H besteht aus einem strohhalm, dessen eines ende in die aus federkiel geschnittene schreibspitze Sp ausläuft. Die schreibspitze ist viertelkreisförmig gebogen und elastisch. Das andere ende des schreibhebels ist, um ein spalten des halms zu verhindern, mit einem faden umwunden und mit leim überzogen. Es wurden

Der apparat stammt aus der werkstätte des universitätsmechanikus Eugen Albrecht in Tübingen.

Rousselot behauptet in seinen beiden werken (Modific. phonét. und Principes etc. s. 83 u. 132), nur eine gewisse rigidität und eine geringe spannung der membran gebe die möglichkeit, die schwingungen der stimmbänder im wege der luftübertragung aufzuzeichnen. Meine versuche zeigen, dass im gegenteil eine frische, völlig elastische membran von nicht geringer spannung die schwingungen der stimmbänder mit einer präzision aufzeichnet, wie sie keine der in Rousselots Modific. phonét. abgebildeten kurven aufzuweisen vermag.

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Fig. 3 u. 4. Marey-Hürthlesche luftkapsel, von oben und von der seite aus gesehen.

hebel von verschiedener länge (90 bis 118 mm) gebraucht. Ein hebel von 108 mm wiegt 0,0703 gr. 1 Die achse A des hebels geht in spitzen. Die platte P, die mit ihren beiden armen den achsenspitzen die lager bietet, kann mittelst des griffes G um die achse D auf- und niederwärts bewegt werden und ermöglicht so eine feine einstellung der schreibspitze in senkrechter richtung. Drehung der mikrometerschraube Sr bewirkt eine verschiebung des apparates in horizontaler richtung. Der ganze apparat wird an einem stativ so befestigt, dass die schreibspitze bei hebung und senkung der membran unter vermeidung jeder starken reibung seine kurven auf die berusste papierfläche des rotirenden zylinders schreibt.

Jede verstärkung des luftdrucks im innern der kapsel bewirkt eine wölbung der kautschuk membran, deren bewegung durch die spitze des schreibhebels in vergrössertem massstabe auf den zylinder aufgezeichnet wird. Lässt man nun die veränderungen des luftdrucks im atemstrom, wie sie durch die bewegungen der artikulationsorgane hervorgebracht werden, auf den luftinhalt der kapsel wirken, so wird durch die spitze des schreibhebels indirekt der zeitliche verlauf der sprechbewegungen auf dem rotirenden zylinder registrirt. Wagner, Vietor und Rousselot verbanden zu diesem zweck die kapselröhre durch einen gummischlauch mit einem trichter, der, vor den mund des sprechenden gehalten, den lautstrom auffing und auf die membran wirken liess. Wagner und Vietor benutzten einen kleinen glastrichter mit kreisförmiger öffnung. Es war damit gegeben, dass der grössere teil des lautstroms vor dem trichter seitwärts entwich. Die unvollkommenheit der kurven, die Wagner seiner abhandlung beigegeben hat, zeugt von der unvollkommenheit dieser art der luftstromzuführung. Vietor verbesserte die methode, indem er die länge des verbindungsschlauches zwischen kapselröhre und trichter auf ein geringstes reduzirte und schliesslich den trichter ganz wegliess. Dieser letzten änderung verdankte er allerdings, dass die vibrationen der stimmbänder in den kurven zum ausdruck gelangten. Die registrirung der einzelnen laute musste aber bei diesem verfahren recht ungleich

1 Die gewichtsangaben für aluminiumplättchen und schreibhebel beruhen auf messungen des herrn stud chem. Schönbeck,

mässig geschehen. Am besten wurden natürlich die laute mit geringer lippenöffnung wiedergegeben: bei ihnen wirkte so ziemlich die ganze masse des luftstroms gegen die schlauchöffnung. Die kurven der dentalen und noch mehr der gutturalen konsonanten blieben gegen diejenigen der labialen zurück.1 Rousselot benutzte einen kautschuktrichter, dessen rand dem munde fest anlag. Die folge davon war, dass er suchen musste, den atemstrom, der sonst sehr bald eine übermässige höhe des luftdrucks im kapselinnern hervorgerufen hätte, auf irgend eine weise einen abfluss während des sprechens selbst zu verschaffen. In seinen Modifications etc. spricht er wohl davon, dass er versuche à voie ouverte anstellte, beschränkt sich aber auf die unbestimmte andeutung: une issue est menagée sur le passage de l'air. Nach Koschwitz in Herrigs Archiv, bd. 88, s. 256 schaltete Rousselot in den schlauchweg ein metallstück ein, das den luftausgang gestattete. Die ausführungen Rousselots in seinem neuesten werke Principes de phonétique expérimentale (Paris und Leipzig, 1897, t. I, s. 132) lassen vermuten, dass er von diesem verfahren wieder abgekommen ist: er erwähnt es gar nicht. Für die meisten versuche erscheint es ihm genügend, den mund nicht fest an den trichterrand zu pressen de ne pas envelopper entièrement la bouche. Gilt es, die stimmbandschwingungen aufzuzeichnen, so soll es sich als nützlich erweisen, bei anwendung einer starren membran an der seitenwand der schreibkapsel eine kleine öffnung anzubringen.

Ich gebrauchte vom beginn der versuche an trichter, deren öffnungsrand den formen der mundpartie genau angepasst war. Da ich aber, meinen vorgängern folgend, kapselröhre und trichter durch einen kurzen gummischlauch verband, durfte ich den mund nicht fest an den trichterrand anpressen, sondern, um dem atem einen abzug zu gewähren, den mund in geringer entfernung vom trichter halten. Ich erhielt wohl leidliche kurven, doch liess mir der gedanke an die unkontrollirbarkeit des atemabzugs bei dieser methode keine ruhe, bis eine einfache entdeckung meinen wunsch, für die ver änderungen des luftdrucks im lautstrom einen genauen graphischen ausdruck zu gewinnen, erfüllte. Nachdem ich längere zeit

Phon. Stud. VII (N. Spr. I), s. 29.

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