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Darauf folgte Countess Ida (1839), ein Werk, welches, indem es den sittlichen Standpunkt hervorhebt, die höheren Kreise des gesellschaftlichen Lebens schildert. Ein junger Engländer von hoher Familie, in den glänzendsten Zirkeln Berlins eingeführt und hoch geachtet, wird von seinem unwürdigen Nebenbuhler durch einen Backenstreich beleidigt, fordert indessen aus Grundsatz keine blutige Genugthuung. Dadurch wie ein Aussätziger aus der Gesellschaft gestossen, geräth er in Mangel und Noth, was er mit unerschütterlicher Standhaftigkeit erträgt, bis er, verwickelt in die erste französische Revolution, durch wahren Muth und männliche Entschlossenheit der Lebensretter jener Familie wird, um derentwillen er so viele Schmach erduldet hat. So bildet er den Uebergang zur Entfaltung des Trauerspieles im dritten Roman, die Brüder oder das Doppelduell, worin diese mörderische Sitte auf die lichtvollste Art von der religiösen Seite betrachtet wird. Auf eine höchst kunstreiche Weise lässt der Verfasser die schauerlichste Begebenheit sich auf ihrem naturgemässen, weltlichen und sündhaften Gange entwickeln. Denn es ist die menschliche Schwäche, die beständig zwischen Gutem und Bösem schwankt, welche, nachdem ein um eine Rose entstandenes Duell zu beiderseitiger Zufriedenheit so beigelegt war, dass die Gegner Busenfreunde wurden, dem rasenden Vorurtheile, dass die Genugthuung ungenügend gewesen sei, weicht, und sich aufstacheln lässt, schrecklicher das Duell zu erneuern, dessen Folge nun ein Freundesmord ist. Der Bruder des Getödteten verpflichtet sich, die Rache aufzunehmen. Von entschiedenem Charakter, den die fromme Mutter durch tiefere religiöse Begründung veredeln möchte, zieht er die weltlich humoristische Seite des Vaters und die Philosophie des 18. Jahrhunderts ihren Ermahnungen vor und beharrt in der Richtung, bis der Zufall ihn seinen Feind finden lässt, den er zu Boden streckt. Aber die That, das Ziel seiner kriegerischen Uebung, für deren Erfüllung ihm sein Leben allein noch Werth zu haben schien, zeigte sich, nachdem sie vollbracht, als eine ganz andere. Vergessen, verlöscht aus dem Gedächtniss waren alle Gründe, die sie so sehr rechtfertigten, und nur die Blutschuld blieb haften ; sie steigerte sich bei dem Unglücklichen bis zu Visionen, in denen das blutbefleckte Bild seines Gegners spukte, und brachte ihn dem Tode nahe. In seiner Genesung mit einem ganz andern Geiste auf das von der Mutter empfohlene Bibelstudium eingehend, tritt nun in ihm eben so entschieden die religiöse Seite hervor, wodurch er, mit Gott und Menschen sich versöhnend, fähig wird, einen glücklichen und beseligenden Hausstand zu gründen, wie denn, was nicht genug zu beachten, der ganze Staatsverband nur so gedeihen kann. Die Ausführung der Auftritte, einzeln genommen, ist vortrefflich, doch mangelt dem Roman jene Einheit, welche die andern auszeichnet, wenn sie nicht etwa in dem verwickelten Gemüthszustand des Helden liegt, worin Knoten und Auflösung zu suchen sind.

Wir haben von Fay auch eine Anzahl von kleineren lyrischen Dichtungen und ein grösseres Gedicht, „Ulrich oder die Stimmen;" über welches wir noch einige Bemerkungen beifügen wollen. (II, pag. 88-94.)

Seit Goethe in seinem Faust den Dualismus unseres Herzens auf eine glänzende Weise dargestellt hat, ist derselbe Stoff mit mehr oder weniger Glück behandelt worden, und die Americaner, die mit unserer Literatur eben so vertraut sind, als wir mit der ihrigen, haben diesem Gegenstande ihre Aufmerksamkeit geschenkt, namentlich Longfellow und Fay; jener auf eine nicht ganz geschickte Art, indem das böse Princip, obgleich sein letztes Werk (golden Legend, Boston 1851) voll glänzender Bilder ist, zu wenig Antheil an dem Gange der Handlung nimmt und fast als überflüssige Zugabe erscheint; während dieser auf die feinste Art in seinem „Ulrich oder die Stimmen" den Gegenstand behandelt hat. Denn es ist die Stimme des guten und bösen Gewissens,

Herrig, American. Literatur. I.

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welche, nur leise vernehmbar, die poetische Handlung leitet, eine Handlung, die nur in dem Herzen des Helden vorgeht, aber ein vielleicht grösserer Kampf ist, als eine gelieferte Schlacht. Um dieses Gedicht in seinem ganzen Umfang zu verstehen, muss man in sich Erfahrungen gemacht haben und in der Selbsterkenntniss fortgeschritten sein; und wenn diesem sittlichen Kunstwerke weniger Aufmerksamkeit, als es verdient, bisher geschenkt worden, so liegt es darin, dass dem Siege des Geistes über sich selbst keine äusserlich sichtbare Folge gegeben wird.

Es ist wahrlich eine sehr schlüpfrige Lage, in welche der Dichter seinen Helden setzt, da er ihn als Gast in dem Hause seiner Jugendfreundin auftreten lässt. Ulrich fühlt, dass die Leidenschaft, welche sich für sie in ihm entzündet, getheilt wird; es braucht nur eines Wortes, um das höchste Glück, wieder geliebt zu werden, zu erreichen; eine lockende Gelegenheit findet sich, den verhassten, nur sinnlich lebenden Gatten zu tödten, aber er drückt jenes Wort in seine Brust hinab und lässt durch eine passive Haltung diesen Augenblick vorüber gehen. Glücklich von zwei Verbrechen abgehalten, schreitet er zum dritten, da er sich lieber selbst den Tod geben, als die Ruhe seiner Geliebten und ihr häusliches Glück stören will; doch siegt über diesen Gedanken, nahe der That, die göttliche Stimme des Gewissens, und sich auf sein Ross werfend, entflieht er, Sieger über sich selbst, jeder weiteren Versuchung.

als

Die Sprache ist leicht, die Verse, in vierfüssigen, jambischen Reimpaaren mit drei füssigen unterbrochen, höchst anmuthig, so wie die eingelegten Lieder, die Naturschilderungen und die Krone des Gedichts, der Triumphgesang, Fay als wahren Dichter des Erhabenen bekunden.

Wenden wir uns zu der Novelle wieder zurück und betrachten nun noch in schnel lem Ueberblicke, was uns auf diesem Felde die neueste Zeit in America gebracht hat, so müssen wir erstaunen über die grosse Menge von Romanen, deren einer stets den andern zu verdrängen sucht. Viele der neuesten Novellisten stehen freilich erst beim Beginne ihrer Laufbahn; manche unter ihnen haben jedoch bereits recht viel Gutes geliefert, und sie verdienen, dass wir sie hier nicht ganz unbeachtet lassen. Wir übergehen Poe (II, pag. 338–348) und Longfellow (II, pag. 323 — 328), von denen bereits früher ausführlich gesprochen wurde, und nennen hier zuerst

John Pendleton Kennedy aus Baltimore (geb. 25. Octbr. 1795), welcher die Rechtswissenschaft studirt hatte und sich fortwährend auf das Eifrigste theils mit Politik, theils mit schöner Literatur beschäftigte. Er zeichnete sich als Abgeordneter rühmlichst aus, bekleidete verschiedene hohe Staatsämter und verfasste mehrere politische Flugschriften, welche mit Interesse gelesen wurden. Als Novellenschreiber ist er im Erzählen ebensowohl ausgezeichnet als auch in der Schilderung, und sein zuweilen wahrhaft genialer Schwung der Gedanken, die ausserordentliche Sorgfalt, welche er überall auf den Ausdruck verwendet hat, erwarben ihm die Bewunderung seiner Leser. Unter seinen belletristrischen Schriften nennen wir The Red book (1818), das in dem Geiste von W. Irving's Salmagundi geschrieben ist; Swallow Barn, or a Sojourn in the old dominion (1832), in welchem nach dem Plane von Bracebridge-Hall in kleinen Skizzen und Erzählungen die Gebräuche und Sitten der Bewohner von Alt-Virginia geschildert worden sind; Horse Shoe Robinson (1835), Rob of the Bowl (1838) und The Annals of Quodlibet (1840), von denen besonders das letztgenannte Werk durch die Schärfe seines Witzes nicht ohne Wirkung war. Es finden sich zwar in allen seinen Schriften manche Ungleichheiten, aber man lies't sie doch immer gern wieder wegen der vielen Schönheiten, welche sie im Einzelnen enthalten und wegen des ächt nationalen Geistes, der

in denselben in origineller Weise uns überall entgegentritt. (II, pag. 321-323.) In. ähnlicher Weise hat sich auch

Nathaniel Hawthorne aus Salem (geb. 1807) in Massachusetts ausgezeichnet, welcher seine Erziehung in dem Bowdoin College in Maine erhielt und sich schon früh durch ein nicht unbedeutendes schriftstellerisches Talent bemerklich machte. Im Jahre 1837 erschien der erste Band seiner Erzählungen „Twice told Tales", welche bereits früher einzeln in Zeitschriften abgedruckt waren, denen 1842 der zweite folgte; nachdem er das liebliche Old Manse in dem Dorfe Concord bezogen hatte, schrieb er dort eine Reihe von originellen Novellen, welche unter dem Titel Mosses from an old Manse bekannt geworden und alle für ihren Verfasser höchst charakteristisch sind. Einfach und rein im Ausdruck, glücklich und häufig malerisch in seiner ganzen Anschauung, reich an Erfindung und kühner Speculation scheint Hawthorne überall das Geheimnissvolle mit besonderer Vorliebe zu behandeln; und wenn gleich die ernsten Scenen zuweilen durch munteren Humor unterbrochen werden, so fällt der Verfasser doch sehr bald wieder in jene ernste, melancholische Stimmung zurück, welche in allen seinen Erzählungen vorherrscht. Sein bedeutendstes Werk ist ohne Zweifel die „Scarlet letter", die ihm auch in Deutschland Anerkennung verschafft hat, und in welcher sich die Schilderung der älteren Puritaner besonders auszeichnet. (II, pag. 354–361.) Durch sein letztes Werk The Blithedale Romance (1852), in welchem eine Socialisten-Gesellschaft behandelt wird, hat Hawthorne zur Genüge bewiesen, dass seine Kraft noch nicht erschöpft ist, und dass ihn der so reichlich gespendete Beifall nicht verdorben hat. Er strebt muthig fort nach immer höherer künstlerischer Vollendung und hat sich in diesem Werke wiederum als ächten Americaner gezeigt, d. h. als einen Mann, der es weiss, dass die Bewohner seines grossen mächtigen Vaterlandes weder in materieller noch auch in intellectueller Hinsicht bisher die rechten Grenzen gefunden haben. Die Erzählung ist überaus reich an Gedanken, dabei aber, wie alle seine Schriften, im höchsten Grade geheimnissvoll, spannend und voll von Leidenschaft, und man möchte behaupten, dass vielleicht nirgendwo der innere Seelenkampf eines geistvollen Weibes in der Leidenschaft mit so viel Kraft, Wahrheit und Anschaulichkeit geschildert worden ist. Sein Styl erscheint in diesem Werke wieder sehr originell und reich, und die einzelnen Sätze enthalten eine wahre Fülle von Gedanken.

Joseph C. Neal aus Greenland (geb. 3. Febr. 1807) in New - Hampshire, zu dem wir uns jetzt wenden, brachte den grössten Theil seines Lebens in Philadelphia zu, WO sein Vater einer grossen Schule vorgestanden, aber schon sehr früh gestorben war. Joseph machte sich zuerst durch die Zeitung The Pennsylvanian bekannt, deren Redaction er seit dem Jahre 1831 übernommen hatte; er unternahm später grössere Reisen nach Europa und Africa, gab nach seiner Rückkehr das sehr verdienstliche Wochenblatt Saturday Gazette heraus und veröffentlichte mehrere humoristische Schriften, Charcoal Sketches, or Scenes in a Metropolis, Peter Ploddy and other Oddities, welche sich durch einen Reichthum an munterem Witze, lebendige Sprache und moralische Tendenz eben so rühmlich auszeichneten wie seine City Worthies, die er mit allgemeinem Beifalle zuerst in The Pennsylvanian hatte abdrucken lassen. Seit längerer Zeit lebt er in Hudson (New-York). (II, pag. 328-333.).

Nathaniel Parker Willis (geb. am 20. Jan. 1807 in Portland) interessirt uns weniger durch das Grossartige der Auffassung und besonderes Verdienst im Ganzen seiner Schöpfungen, als vielmehr durch die Feinheit, Lebhaftigkeit und Schönheit in der Ausführung des Einzelnen. Er schildert zwar nicht immer ganz genau, aber stets mit

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den glänzendsten Farben und fesselt die Aufmerksamkeit seiner Leser in ungewöhnlicher Weise. Auf seinen vielen Reisen (er war von 1830-37 Gesandtschaftssecretair in Frankreich) hatte er in England, Italien, Griechenland, der Türkei und Kleinasien die mannigfachsten Eindrücke empfangen, und diese spiegeln sich herrlich wieder ab in seinen verschiedenartigen Schöpfungen. Schon seine Lieder und Gesänge hatten sich grossen Beifalls erfreut; in weit höherem Grade aber noch war dieses der Fall bei seinen prosaischen Schriften, von denen folgende namhaft gemacht zu werden verdienen: Inklings of Adventure, eine Reihe von kurzen Erzählungen und Skizzen, die er unter dem Pseudonamen Philip Hingsby zuerst in einer Londoner Zeitschrift herausgab; Loiterings of Travel und Two Ways of dying for a husband erschienen 1839 in London, während er sich daselbst zum zweiten Male aufhielt; wir nennen ferner noch seine Letters from under a bridge (1840) und dann die ebenfalls in London zuerst gedruckten Dashes at Life with a free pencil, welche ausserordentlich grosse Verbreitung gefunden haben. Man folgt hier der lebhaften Phantasie des Verfassers mit reger Theilnahme, wird eigentlich nie ermüdet und freut sich darüber, wie er mit stets neuer Frische die scheinbar unbedeutendsten Dinge in einem poetischen Lichte aufzufassen und das Kleinste und Geringfügigste mit ausserordentlicher Zartheit zu idealisiren vermag. Willis ist ein höchst fruchtbarer Schriftsteller; er gründete schon gleich in der ersten Zeit seines Auftretens das American Monthly Magazine, welches später in den New York Mirror aufging, verfasste den Text zu den grossartigen Bilderwerken American Scenery und Ireland, gab nach seiner Rückkehr in die Heimath seit 1843 einige Jahre den New York Mirror in Verbindung mit George P. Morris heraus und mit demselben Freunde seit 1846 das gute literarische Blatt The Home Journal, welches in New-York erscheint und sich vorzugsweise mit der Literatur beschäftigt. (II, pag. 333-337.)

Ein anderer unter den neueren Novellisten ist Robert Montgomery Bird, ein Schriftsteller, dessen Popularität seit den letzten zwanzig Jahren fortwährend im Steigen begriffen war. Er stammte aus Newcastle (Delaware) und schrieb zuerst drei Tragödien, welche überall die freundlichste Aufnahme fanden. Ungeachtet des entschiedensten Beifalles, welcher seinen Schöpfungen von allen Seiten zu Theil ward, verliess er ganz plötzlich das Drama und gab nur noch Romane heraus, von denen hier namhaft gemacht werden müssen: Calavar, or the Knight of the Conquest, The Infidel, or the Fall of Mexico, The Hawks of Hawk Hollow (eine pennsylvanische Tradition), Sheppard Lee, Nick of the Woods, or the Jibbemainosay und Peter Pilgrim, or a Rambler's Recollections. Im J. 1839 erschien sein letzter Roman The adventures of Robin Day. In allen diesen Schriften ist der Styl wegen seiner Mannigfaltigkeit und Natürlichkeit sehr zu loben; den Charakteren fehlt es weder an dem rechten Lichte, noch auch an Schatten, und die historische Treue, die der Verfasser überall gewissenhaft bewährte, verleiht seinen Schriften noch einen ganz besonderen Werth. In einzelnen Werken, z. B. The Infidel und Calavar ist der Ausdruck sogar glänzend, und man kann der Frische, Belebtheit und Angemessenheit seines Dialoges rühmende Erwähnung thun. Er ist immer fein, zart und geschmackvoll, und es findet sich bei ihm fast nirgends eine Bitterkeit oder Härte.

Wir beschliessen unseren Bericht mit einigen Bemerkungen über die gefeiertsten unter den weiblichen Novellisten America's, deren Schriften auch in Europa weite Verbreitung gefunden haben und nennen hier zuerst :

Catherine M. Sedgwick. Sie nimmt unter den Schriftstellerinnen America's fast dieselbe Stellung ein, welche man Cooper unter den Novellisten zuerkennen muss. C. Sedgwick stammt aus Stockbridge in Massachusetts, wo ihr Vater als Speaker und

Senator in höchstem Ansehen stand und grosse Sorgfalt auf die Erziehung seiner Kinder verwendete. Religiöser Glaubenseifer veranlasste Catherine zur Abfassung eines Tractates, welcher ihr unter den Händen zu einer grossen Novelle anwuchs, die sie 1822 unter dem Titel The new England Tale auf den Rath ihrer Freunde und eigentlich mit eigenem Widerstreben drucken liess. Wir finden in diesem Buche eine ziemlich gründliche Besprechung des Puritanismus, die grosses Aufsehen erregte, vielfach gelobt wurde, aber auch sehr entschiedene Angriffe erfuhr. Einzelnes ist in dieser Erstlingsschrift mit grosser Beredtsamkeit und lieblicher Zartheit durchgeführt, und sie hat noch insofern eine ganz besondere Wichtigkeit, als sie der Verfasserin einiges Vertrauen zu ihrer eignen Kraft einflösste. (II, pag. 362-375.)

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Ihr folgendes Werk Redwood (1824) fand die günstigste Aufnahme, und man stellte sie bei dem Erscheinen desselben neben Cooper, welcher damals auf dem Gipfel seines Ruhmes stand; ihre beste und am meisten gelesene Novelle war indessen Hope Leslie, or Early Times in Massachusetts (1827), und nachher erschienen noch Clarence (1830), Le Bossu (1832), The Linwoods (1835). Seit dieser Zeit beschäftigte sie sich mit Schilderung von Scenen des gewöhnlichen Lebens The poor rich man and the rich poor man (1836) Live and let live (1837) Means and ends A love token for children Stories for young children — und schrieb während ihres Aufenthaltes in Europa (1839) die vielgelesenen Letters from abroad to kindred at home, welche das grösste Interesse in America erregten und auch in England mit Beifall aufgenommen wurden. Ausser verschiedenen kleinern Beiträgen zu Zeitschriften haben wir von ihr noch das Werk Life of Lucretia Davidson und mehrere nette Bücher für die Jugend, von denen vorzugsweise The boy of Mount Rhigi (1848) besonderer Erwähnung werth ist.

In allen ihren Schriften sind die Charaktere ziemlich scharf gezeichnet und das Interesse der Geschichte mit grossem Geschicke durchgeführt. Ihre Sprache ist äusserst einfach, aber anmuthig und kraftvoll; sie schildert americanische Scenen, Sitten und Traditionen in ächt englischem Ausdruck, ihre Phantasie ist schöpferisch und kühn, ihre ganze Tendenz entschieden religiös und christlich, der ganze Gedankengang äusserst klar und lichtvoll; sie will nicht nur unterhalten und belustigen, sondern vielmehr zugleich belehren und für das Gute erwärmen und begeistern. Nach ihr müssen wir ausser den bereits früher besprochenen Schriftstellerinnen Sigourney (II, pag. 375-377) und Osgood noch Lydia Maria Child, geborne Francis aus Massachusetts, anführen. Sie ist am meisten durch die Herausgabe ihres Werkes „, The Coronal" bekannt geworden, in welchem eine Menge kleinerer poetischer und prosaischer Stücke vereinigt erschienen. Cooper und Cath. Sedgwick waren ihre Vorbilder, denen sie nicht ohne Beifall nachgestrebt hat. Ihr erstes Werk Hobomok erschien im J. 1824 und verherrlichte in einer recht anziehenden Novelle die Traditionen aus Neu-England; 1825 lieferte sie in The Rebels einige gute Bilder aus der Geschichte der Revolutionszeit, und im J. 1833 trat sie in ihrem Appeal for that Class of Americans called Africans, dem ersten Werke, welches sich für volle Emancipation aussprach, mit grosser Wärme gegen das System der Sclaverei auf. Sie lebt gegenwärtig noch in New-York, wo sie längere Zeit in Verbindung mit ihrem Gatten die Zeitschrift,, The Anti-Slavery Standard" herausgegeben und vor nicht gar langer Zeit (1846) das bekannte Buch Fact and fiction geschrieben hat. Ausser einer Sammlung von Briefen, verschiedenen biographischen Arbeiten (Lives of Mad. de Stael and Mad. Roland) haben wir von ihr noch eine der besten amerikanischen Jugendschriften, The Girl's book (1832), welche reichen Stoff zur Unterhaltung und Belehrung enthält; und in dem Gegenstücke zu dem obengenannten Buche, The Mother's

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