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toren, um die Regierung zu einer offenen Kriegserklärung gegen England zu veranlassen, und wie er während des ganzen Krieges, welcher die letzten Bande zwischen America und dem Mutterlande zerriss, unausgesetzt der Redner der Volkspartei war und als solcher die wichtigsten Rathschläge ertheilte, so wählte man ihn auch später zum FriedensCommissar, um in Göttingen und darauf in Gent den Frieden definitiv abzuschliessen. Mit demselben Erfolge betrieb er im Jahre 1818 die Emancipation der südamericanischen Staaten, und die Bedeutung seiner Beredtsamkeit war so gross, dass die Officiere in dem Süden ihren Leuten vor der Fronte die Reden des grossen Mannes voll Begeisterung vorlasen, und dass man ihm den Beinamen des „grossen Friedensstifters" (Pacificator) gab.

Als in späterer Zeit bei den stets zunehmenden Einwanderungen sich die Macht der demokratischen Partei immer vergrösserte, da fürchtete Clay mit vielen seiner Landsleute, es werde nach und nach alle Gewalt in der Staatsregierung der Union centralisirt und dadurch ein verderblicher Bruch herbeigeführt werden; er hielt es deshalb für seine patriotische Pflicht, dem Ueberströmen der Demokratie mit aller Kraft entgegen zu treten, und er ging darum in das Lager der Whigs über, mit denen vereint er von der reinsten Vaterlandsliebe erfüllt bis zu seinem Tode für die Erhaltung des americanischen Systems muthig gekämpft hat. Er wurde mehrfach als Candidat für die Präsidentschaft aufgestellt, und wäre vor mehreren Jahren sicherlich mit der höchsten Würde der Republik bekleidet worden, wenn ihm nicht die Mitbewerbung des alten ruhmbedeckten Volkslieblings Zach. Taylor in den Weg getreten wäre.

Zu verschiedenen Zeiten waren ihm Staatsämter angetragen, aber er hatte sie stets ausgeschlagen, weil er nicht nach Ehre geizte und weil er andrerseits das Bewusstsein im Busen trug, dass ihn seine Partei nicht wohl entbehren könnte; und bei allen wichtigen Reformen, welche in den letzten 10 bis 20 Jahren vorgenommen sind, war er stets einer der entschlossensten und zugleich umsichtigsten Vorkämpfer. Es galt ihm in einem solchen Falle völlig gleich, ob selbst das persönliche Interesse seiner eigenen Parteigenossen dabei verletzt wurde; das Wohl des ganzen Vaterlandes ging ihm über Alles, und er brachte demselben sogar seine eigene Popularität ohne Murren zum Opfer. So erklärt es sich, dass er eigentlich kein Volksgünstling war und nur wenige persönliche Freunde hinterliess; dafür aber hatte er andrerseits eine ungeheure Zahl der aufrichtigsten Verehrer und Bewunderer; allgemein erkannte man den Segen seines langen bedeutungsvollen Lebens an, allgemein schätzte man ihn als einen der besten Staatsmänner, und als Beweis der hohen Ehrerbietung, welche ihm alle Parteien ohne Unterschied widmeten, erwähnen wir noch, dass bei seinem Hinscheiden (1852) die ganze Union aufs Tiefste trauerte. Die Blätter aller Farben erschienen bei seiner Todesnachricht mit schwarzer Umrandung, der Congress setzte sofort seine Sitzungen aus, General Cass, sein politischer Gegner, widmete ihm einen wahrhaft erschütternden, schmerzlichen Nachruf, und Senatoren und Repräsentanten begleiteten die irdische Hülle des grossen Todten von Washington bis nach Kentucky. In den letzten Jahren seines Lebens hatte er sich besonders viel mit religiösen Dingen beschäftigt und einer streng dogmatischen Anschauung des Christenthums zugewendet. Er starb in den Armen seines Sohnes, welchem er noch im Augenblicke des Scheidens mit vollem Bewusstsein und mit dem Blicke inneren Seelenfriedens zurief: „Mein Sohn, ich gehe!"

Wenden wir uns nun nach dieser kurzen biographischen Skizze Clay's zu einer näheren Betrachtung seiner geistigen Fähigkeiten, so müssen wir vor Allem seinen Tact, seine besondere Geschicklichkeit bewundern, mit welcher er jedes Ding anfasste. Mit

dem Gefühle der Sicherheit wusste er alle Schwierigkeiten zu überwinden; er hatte stets Auge und Ohr offen, es fehlte ihm nie an dem rechten Geschmacke und er wusste dann nicht nur immer was zu thun war, sondern auch wie es sich thun liess; so darum öffneten sich ihm dann auch leicht die Ohren und Herzen Anderer, und er gewann ohne viele Mühe und Anstrengung die erforderlichen Stimmen für seine Vorschläge. Schon früher zeigte sich bei ihm diese glückliche Gabe der Natur, so oft er in Criminalsachen als Vertheidiger auftrat, aber auch in Civilprocessen erwarb er wohl gerade hierdurch ganz besonders Ansehen und Vermögen. Die ächt nationale Richtung seines Geistes bildet eine andere wichtige Eigenschaft in seinen Leistungen der Beredtsamkeit. Die ganze Gluth von Vaterlandsliebe loderte in der Heftigkeit seiner Angriffe auf das Sclavensystem, und ebenso stark in seinem Zorne über die englische Willkür, welche den Ruf und die Rechte America's so schmählich gekränkt hatte. Durch sein barbarisches Presssystem hatte Grossbritannien während einer einzigen Sitzung des Congresses nachweislich 7000 freie Americaner in die Gefangenschaft geführt, und solchem Unwesen konnte ein Mann wie Clay nicht mit Gleichgültigkeit zusehen. Man suchte der Sache in milden, aber halben Massregeln abzuhelfen, und Viele fürchteten die mit einem offenen Bruche verknüpften Gefahren, da man der Seemacht Englands nichts Ebenbürtiges glaubte entgegenstellen zu können; da erhob sich Clay und machte es den Schwachmüthigen klar, dass durch längeres Ertragen solcher Schmach America's ganzer Handel nicht nur, sondern auch des Landes Ehre, das höchste, theuerste Gut eines freien Volkes, verloren gehen werde. Er zeigte die Nothwendigkeit, America's Flotte zu vergrössern, indem er nachwies, wie gerade damit das Gedeihen des Handels aufs Innigste verknüpft wäre. „A marine“, sagte er, „,,is the natural, the appropriate guardian of foreign commerce. The shepherd and his faithful dog are not more necessary to guard the flocks that browse and gambol on the neighboring mountain. Neglect to provide the one, and you must abandon the other. Suppose the expected war with Great Britain is commenced · and subjugate Canada, and she still refuses to do justice what other possible mode will remain to operate on the enemy, but upon that element where alone you can come in contact with her? And if you do not prepare to protect there your own commerce and to assail his, will he not sweep from the ocean every vessel bearing your flag, and destroy even the coasting trade? Er bedrohete darauf den Congress damit, dass man ihn der strafbarsten Nachlässigkeit dereinst anklagen werde, wenn durch sein Zaudern irgend ein Bombardement verschuldet werden sollte, und schloss dann mit den Worten: Would not every honorable member of the committee inflict on himself the bitterest reproaches, if by failing to make an inconsiderable addition to our gallant little navy, a single British vessel should place New York under contribution?"

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Wie Clay hier für die Entwicklung der amerikanischen Seemacht sorgte, so zeigte er auch bei einer anderen Gelegenheit sein nationales Streben, indem er zuerst die Aufmerksamkeit des Congresses und seines Volkes auf die grosse Bedeutung der südlichen Staaten hinlenkte und der ganzen Sache durch die Kraft seines Wortes erst eigentlich den rechten Werth gab. Nach vielen Kämpfen drang er endlich am 18. März 1822 mit dem Antrage durch, dass das Repräsentantenhaus die Erklärung abgab, man nehme an dem Freiheitskampfe der spanischen Provinzen den innigsten Antheil und werde dem Präsidenten die nöthigen Mittel bewilligen, wenn er die Unabhängigkeitserklärung dieser Provinzen anerkennen und sie kräftig unterstützen wolle. Dieselbe Tendenz, denselben Erfolg hatten auch seine Reden in der Missouri- Frage, in welcher er sich von der ihm gemachten schamlosen Beschuldigung aufs Glänzendste reinigte und zugleich den Frieden

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unter den Parteien aufs Beste herstellte, indem er jene herrliche für America ewig denkwürdige Rede hielt, welche im Auszuge (II, pag. 148) mitgetheilt worden ist. Charakteristisch für unseren Redner ist endlich seine ganze Ausdrucksweise, die sich sowohl in seinem Aeussern, als auch in seiner Sprache und seinem Style zeigte, so oft er seine Stimme erhob. Seine grosse schöne Gestalt und seine auffallenden Gesichtszüge sollen einen unwiderstehlichen Zauber geübt haben; seine Stimme, so berichtet man allgemein, besass eine wunderbare Kraft, grossen Umfang und wahren Reichthum. Die Kühnheit seines unternehmenden Geistes, die Gluth seines Temperamentes, war stets in seinen Zügen und in allen seinen Worten deutlich zu lesen, und wer ihm folgte, dem konnte es nicht entgehen, dass ihm kein Gegenstand zu gewaltig und zu gefährlich, keiner aber auch zu geringfügig und unbedeutend vorkam, wenn dadurch die Wohlfahrt des Vaterlandes befördert werden konnte. Augenzeugen berichten uns, dass bei affect vollen Stellen oft jede Muskel des Redners in Thätigkeit war, und sein ganzer Körper in höchster Erregtheit erschien; man sah ihn dann zwar heftig, aber immer anmuthig und nie eigentlich unschön gesticuliren, und Alles war an ihm Leben und Geist. Wir hören ihn niemals lange eifrig declamiren, noch auch trocken demonstriren; es erscheint Beides bei ihm so herrlich gemischt, dass man nie Langeweile empfindet und immer weiter mit ihm fort will; sein Styl ist dabei kühn und reich an Abwechslung, er träumt nie mit seinen Zuhörern und philosophirt auch nicht, sondern er ist überall praktisch, Alles trägt zugleich den Stempel der Wahrheit und ächter Vaterlandsliebe. Seine einfachen, aber kräftigen Worte mussten nothwendig ganz besonders auf die Massen eine ungeheure Wirkung haben. Bei seiner unerschütterlichen Ausdauer und Consequenz hielt er stets an dem Grundsatze fest, dass ein Bürger bis zu seinem letzten Pulsschlage zum kräftigsten Dienste seinem Vaterlande verpflichtet sei, er bekannte und vertheidigte ferner seine Grundsätze stets ohne die geringste Zurückhaltung, und da er nur über dasjenige sprach, was er völlig verstand, so wirkte schon das Interesse, welches er so lebhaft für den Gegenstand zeigte, ganz gewaltig, und man musste ihn bewundern, wie ihm in freiester Rede die Worte in ungehindertem Flusse entströmten und wie er unaufhaltsam von einem Gedanken zu dem andern forteilte und ihn nichts zu verwirren, zu stören oder in seinem Laufe aufzuhalten im Stande war. Man hat Clay in künstlerischer Hinsicht sehr bezeichnend mit Rubens verglichen, der seine Bilder nicht etwa Jahre lang in seinem Atelier behielt und darüber viel nachsann und oft die bessernde Hand anlegte, sondern vielmehr seine Schöpfungen schnell skizzirte und sie dann mit einem Male völlig ausführte. Seiner natürlichen Anlage, seinem praktischen Geiste und dem ausserordentlichen Fleisse, welchen er von frühester Jugend bewies, verdankte es Clay, dass dieser Vergleich fast in allen Punkten genau zutrifft. In künstlerischer Beziehung und rhetorischer Durchführung können Clay's Reden indessen nicht immer als Muster gelten. Perikles, Demosthenes, in neuerer Zeit auch Sheridan und Andere bereiteten sich tüchtig auf ihre öffentlichen Vorträge vor, wodurch die letzteren eine vollendete Form erhielten und sich durch gute Anordnung, Harmonie in den einzelnen Theilen und Correctheit des Ausdrucks auszeichneten. Clay verschmähte dagegen die ruhige Vorbereitung des Studirzimmers und überliess sich der Begeisterung, mit welcher ihn das Senatshaus erfüllte. In Vergleich zu anderen seiner Zeitgenossen steht Clay Niemandem an Originalität, Kraft und Fülle des Ausdrucks nach; in den physischen Eigenschaften, durch welche der Ruf eines Redners so sehr mit bedingt war, nahm er stets die erste Stelle ein. Wir vermissen bei ihm freilich zuweilen die rechte Logik, und er zeigte auch in seinen Reden nirgend classische Gelehrsamkeit; statt dessen weht aber in

ihnen der reinste Patriotismus, und wenn seine Worte auch selten nur erhaben genannt werden können, so besitzen sie dafür andererseits eine solche Kraft der Ueberzeugung, und sie schmeicheln sich so sehr ein, dass ihnen das Herz nicht zu widerstehen vermag, und überhaupt jeder Widerstand leicht entwaffnet wird. Das dankbare Vaterland hatte ihm den Beinamen des praktischen Politikers gegeben, dem man gern beipflichten und nur noch hinzufügen muss, dass er ein ächter Amerikaner war.

Neben Clay nennen wir Webster, einen Mann, der durch die Grösse seiner Talente, die Festigkeit seines Willens und seine unerschütterliche Liebe für Wahrheit als ein Stern erster Grösse in seinem Vaterlande glänzte.

Daniel Webster wurde 1782 in Salisbury in der Nähe der White Hills von New Hampshire geboren, an der Quelle des Flusses Merrimack; die grossartige Natur, welche ihn hier von frühester Jugend an umgab, trug wohl nicht unwesentlich dazu bei, ihn mit dem glühendsten Patriotismus zu beseelen, indem sie ihm die Elasticität der freien schönen Bergluft, die freudige Munterkeit ihrer Flüsse und die Festigkeit ihrer Granitfelsen verlieh. In einem Alter von etwa 16 Jahren trat er mit ziemlich ungenügender Vorbereitung in das Darmouth College, wo er 1801 als Anerkennung für den Erfolg seiner fleissigen Studien die academischen Grade erlangte, 1805 seine juristische Ausbildung empfing und später unter die Zahl der Advocaten aufgenommen wurde. Er praktizirte anfangs in Boscawen, weil er seinen alternden Vater nicht verlassen wollte, obwohl ihm mehrere einträgliche Stellen an anderen Orten angeboten wurden; nach dessen Tode ging er nach Portsmouth und später nach Boston. Im Jahre 1812 ward er zum Mitgliede des Congresses gewählt, und von dieser Zeit an bis zu seinem Tode (1852) bekleidete er fast immer die höchsten öffentlichen Aemter; er war Senator und bei seinem Hinscheiden Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Man wusste, dass er ein tüchtiger Gelehrter war und dabei einen riesenmässigen Fleiss besass, und er hatte sich überdies als einen höchst scharfsinnigen und zugleich praktischen Staatsmann bewährt. Nur wenige Jahre bildeten eine Art von Zwischenzeit in seinem politischen Leben, da er sich nach dem Jahre 1817 ausschliesslich seinen Berufsgeschäften als Rechtsgelehrter widmete und sich in Rücksicht auf den Unterhalt seiner Familie hartnäckig weigerte, irgend ein öffentliches Amt anzunehmen. Nachdem er in genügender Weise für die Seinen gesorgt hatte, ward es ihm Gewissenssache, nicht länger den Ruf des Vaterlandes unbeachtet zu lassen, und er leistete demselben seit 1823 die ausgezeichnetsten Dienste. Späterhin wählte ihn die Stadt Boston fast einstimmig zu ihrem Vertreter, die aufrichtigste Bewunderung seiner Mitbürger lohnte sein rastloses Streben, und selbst in England, welches er 1839 besuchte, widmete man seinem Geiste und seinem edlen untadeligen Charakter die höchste, ungetheilteste Verehrung. Der Ruhm und die Ehre seines Vaterlandes ging ihm über Alles, und seine vielen Reden, welche die Wahrung der americanischen Verfassung vorzugsweise betrafen, zeigten ihn als einen ächten Americaner; aber seine ganze staatsmännische Wirksamkeit hat auch zur Genüge dargethan, dass er mit der Geschichte und Politik Europa's sehr wohl vertraut war, und aus seiner im Jahre 1823 für die Griechen gehaltenen berühmten Rede erhellt, dass er sich mit grosser Vorliebe auch der auswärtigen Politik zuwendete, deren sichere und wohlüberlegte Führung ihm bis zu seinem Tode anvertraut war (II, pag. 151–157).

Seine äussere Erscheinung hatte etwas Auffallendes und Ungewöhnliches; er war freilich nicht sehr gross, aber dennoch besass er das Aeussere eines Athleten. Einer seiner Freunde erzählte, dass sein Antlitz finster, sein Haar schwarz und seine Stirn von ungewöhnlicher Höhe und Breite gewesen; sie habe einen Genius ersten Ranges

Herrig, American. Literatur. I.

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angezeigt und es sei fast unmöglich gewesen, dem Ausdrucke seiner merkwürdig grossen Augen ohne Scheu zu begegnen. Seine kräftige Stimme gewährte ihm eine mächtige Unterstützung und bei der allgemeinen Theilnahme, welche man in America an den öffentlichen Angelegenheiten nimmt, bei der Bewunderung, welche man diesem hervorragenden Manne zollte, dessen starke und erfahrene Hand das Staatsschiff in der Stunde der Gefahr am sichersten zu führen vermochte, kann man es begreifen, dass es stets ein Schauspiel von höchster Anziehungskraft war, wenn der berühmte Redner bei einer wichtigen Veranlassung seine mächtige Stimme erhob. Bei solchen Gelegenheiten, berichtet ein Augenzeuge, war das Capitol von Bürgern umdrängt, welche sich um den Eintritt zu dem überfüllten Saale des Senats bemühten; denn in seinem Auftreten erinnerte Webster als Redner durchaus an die Beschreibung von Milton im verlornen Paradiese: „Mit gewichtigem Anblick erhob er sich und erschien, indem er aufstand, gleich einer Säule des Staats; tief in seine Stirne gefurcht waren Ueberlegung und öffentliche Sorge, und königlicher Rathschluss überstrahlte sein Antlitz, majestätisch, obgleich schon im Verfall: weise stand er da, mit den Schultern eines Atlas, stark, um die Wucht des mächtigsten Reiches zu tragen; sein Blick schaffte ihm Gehör und sicherte ihm Theilnahme bis in die Nacht oder bis zur Mittagshitze des Sommers." Seine Reden waren nicht der feurige Ausbruch eines Enthusiasten, sondern die ruhigen und gehaltreichen Darlegungen eines gereiften Geistes, der mit der Menschheit und dem menschlichen Herzen vertraut ist; sie glichen nicht einer Ueberschwemmung, welche Alles mit sich fortreisst, sondern sie waren das Dahinströmen eines tiefen und natürlichen Stromes, der mit jedem Schritte breiter und mächtiger wird. Einige seiner bemerkenswerthesten Reden rufen uns die Tage des Cicero und Demosthenes zurück, und bilden Ereignisse in der Geschichte America's.

Von seinen Reden erschienen drei verschiedene Sammlungen; der erste Band 1830, der zweite 1838 und der dritte 1843; später sind indessen noch viele einzeln gedruckt und in America weit verbreitet worden. Alle seine Vorträge zeichnen sich zuvörderst durch grosse Klarheit und Leichtigkeit in der Ausführung aus; gleich zu Anfange überschaut er sein ganzes Werk, welches in grossartigem Umrisse offen vor ihm da liegt, an welchem er sich mit der schwunghaften Kühnheit seines Styles fest und sicher hält. In Allem, was er sagt, herrscht die grösste Einheit, mit welcher die untergeordneten Theile stets in der besten Harmonie stehen, und wie kurz und flüchtig auch zuwe len die Beweisführung zu sein scheint, so ist doch jedes Wort in solchem Falle durch eine charakteristische Schärfe und Genauigkeit ausgezeichnet, welche gleichsam das Ergebniss der sorgfältigsten und genauesten Untersuchung ist. Die Hauptsache verliert er nie aus den Augen und wir finden bei ihm die grösste Strenge in der Deduction, welche ihm in America den ehrenvollen Beinamen The Logician" verschafft hat. Die logische Strenge ist überhaupt ein Hauptvorzug seiner Reden. Seine Beredtsamkeit hat mehr einen epischen als dramatischen und lyrischen Charakter, aber er besitzt ein wunderbares Talent, die reichsten Ideen zu verkörpern und ihnen die herrlichsten Formen von plastischer Strenge zu verleihen. Alle Worte sind ihm nur Mittel, und sein Zweck geht einzig dahin, Andere zu überzeugen; freilich stehen ihm die reichsten Hilfsquellen zu Gebote, aber er schöpft aus ihnen nur mit fester und vorsichtiger Hand, und man fühlt es ihm oft deutlich an, dass er mit seinem Reichthum aus Bescheidenheit nicht glänzen will. Er hatte sich stets der grössten Einfachheit befleissigt, und so erscheinen uns denn seine Werke immer schöner und vollendeter, je länger wir sie studiren. Alles nichtige und werthlose Beiwerk ist von ihm sorgfältig vermieden, und gleichwie der leitende

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