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Wie geschickt hat der Künstler nicht dieser Unbequemlichkeit ab= zuhelfen gewußt, indem er auf dem Gestelle des Instruments selbst die nöthigen Zimmer zur Beobachterswerkstatt anbrachte! Er konnte nicht das Haus über dem Instrumente bewegenz wohlan! so versehte er es auf das Instrument en miniature, und schob es mit demselben herum.

Große eiserne Barren liegen am Ende der Röhre unter dem Objektivspiegel oder Reflektor; und hier bewegt sich auch der Tubus auf einer dicken, eisernen Achse, die an jedem Ende auf einer kleinen Walze ruht. Vermöge, der eigenthümlichen Bewegung, welche der Beobachter diesen Walzen mittheilen kann, ist er im Stande, ohne das Teleskop selbst durch den größern Mechanismus fortrücken zu lassen, dem Rohr eine kleine Bewegung seitwärts oder aufwärts mitzutheilen, vermöge deren er ein Objekt vier bis fünf Minuten verfolgen kann, ehe er das Rohr stellen läßt. Dieser Vortheil ist von unbeschreiblicher Wichtigkeit bei dem Beobachten; denn das Stellen unterbricht jedesmal die Beobachtung, hingegen diese kleine unmerkliche Veränderung der Richtung hindert nicht, daß man fort betrachte.

Das zwanzigfüßige Teleskop ward früher als das vierzigfüßige aufgerichtet; und da es dieselbe Vorrichtung, nur im Klei nen, erheischte, so gab es dem 'Erfinder die Abänderungen und Zusäße zu dem Mechanismus des großen an die Hand. Ein zehnfüßiges, welches wir ebenfalls sahen, soll sehr scharf die Objekte darstellen. Ein ganz kleines drittehalbfüßiges, womit Miß Herschel neulich den Kometen entdeckte, ist sehr portativ; fie trågt es bald hier, bald dorthin mit sich herum, auf den Boden, in den Garten und nennt es her little Sweeper, weil sie damit den Himmel kehrt. Herschel nennt seine Schwester His little Comet- catcher. Dr. Herschel macht noch immer dergleichen Teleskope, unter andern jeßt ein siebenfüßiges für den Herzog von Orleans. Er läßt jest vermöge eines Mechanismus das Schleifen des Spiegels von zwei Arbeitern verrichten, wozu er sonst zwanzig brauchte. So simplificiren sich nach und nach die schwersten Operationen! Er kann mit dem großen Teleskop nicht in den Mond sehen, weil dieser ihn blendet und fast eben so wie die Sonne Flimmern vor den Augen verursacht. Schon im zwanzigfüßigen ist der Mond sehr blendend, und långer als elf Minuten hålt man es nicht aus. Saturn's Ring bleibt schon im zwanzigfüßigen immer sichtbar.

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Die Bewegung des Teleskops geschieht auf dem Durchmesser des Gestells, in gerader Linie, dergestalt, daß es bei einem kleinen Winkel, den es mit dem Horizonte macht, mit seiner Achse nahe an der Peripherie des Gestelles liegt, hingegen dem Centro näher rückt, sowie es sich in die Hche richtet.

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Richmond fürwahr ein reicher Hügel! von dessen Höhe, über dieses Gårtchen mit weißen und rothen Rosen, mit Nelken überschüttet und von weißem Geländer zierlich eingefaßt, das Auge hinunter streift durch das wilde blühende Rosen- und Holundergebüsch; dann längs den hohen Wänden von schlanken, tausendförmigen Ulmen die abgemåhten Wiesen, die duftenden Heukegel besucht und zwischen den mit Laub umwundenen Ståmmen die halbversteckten Wohnungen erblickt, von deren Dächern über die dunkeln Wipfel der bläuliche Rauch hindampft. Höher jest und dichter, mit immer üppigerem Schatten, reihen sich die Bäume mit mannigfaltigem Grün, daß zwischen ihnen die fernen Wiesen kaum wie zarte Linien erscheinen. Und vor dem ganzen Hügel rechts her windet sich die Themse mit ihren Inseln, und hier und dort einem segelnden Kahn zwischen grasreichen Weiden, hinab nach Pope's Häuschen, Twickenham; und an ihren grünen Ufern, auf hervorspringenden Landspißen, sehe ich durch die glatten, reinen Stämme der rund bewipfelten Baumgruppen hin auf den smaragdfarbigen Sammetteppich, an dessen Rande sich aus dem Gesträuch in mancherlei Lagen und Gestalten die Hütten und Paläste glücklicher Bewohner folcher, meine ich, die glücklich sein könnten erheben. Dann verliert sich das Auge in unabsehlichen Schatten und Reihen über Reihen von palmenähnlichen Ulmen, bis an den heiligen Kreis, wo die blauumnebelten Hügel den Horizont begrenzen. Daß es auch eben ein grauer Tag sein muß, der mich in dieses Reichthums Fülle nicht vollkommen schwelgen läßt! Blickte wenigstens nur verstohlen die Sonne aus den Wolken, liebaugelte mit diesem Wasserspiegel, beleuchtete in blendendem Glanze diese jenseits der Themse so schön sich ausbreitende Ebene mit ihren Bäumen und Heerden und zöge dann die dunkeln Schlagschatten über den Saum der glühenden Landschaft!

III.

Reife in das Innere von England.

1. Weg nach Birmingham.

Der Weg von London nach Bath wird am häufigsten besucht; daher ist er allmålig mit vielen Häusern von netter Bauart besekt worden. Mehrere fanden hier Nahrung, bayeten und meublirten sich niedlich; andere ahmten nach, bekamen Geschmack an Gärtnerei, an zierlichem Ameublement u. f. w.

Bath ist eine artige Stadt und ganz von Kalk (Free-stone) gebauet. Aspler-stone, eine kompakte Art, kann mit einer Art gebrochen werden, hårtet sich aber in der Luft. Er wird von zwanzig bis dreißig Meilen hergeschafft; der gemeine Free-stone findet sich auf der Stelle, wie auch Backsteinthon. Der Sandstein (blåuliche), der zu Platten für die Fußbänke gebraucht wird, bricht unter dem Kalk (Free-stone), einem wahren Hammit oder Rogenstein. Er ist sehr hart und kompakt; doch läßt sich das Korn erkennen. Im Hammit sind hier und da sehr schmale Spatklüftè, etwa einen Viertel-Zoll breit. Die Bauleute unterscheiden sehr die verschiedenen Arten nach Dichtigkeit und Zusammenhang, wo der Mineralog nur geringe Varietät sieht.

Der Lurus ist in Bath so groß als in London. Man rechnet achthundert neuerbauete Häuser, und Häuser, an denen noch gebauet wird. Man lebt hier übrigens blos für Ergöhlichkeiten, nicht für Politik.

Miß Pulteney, eine Dame von zwanzigtausend Pfund Einkünften, hat eine große Besißung, Laura-place, welche jest be bauet wird. Das Erdreich fing an nachzusinken von dem Absturze des Berges; daher baut man jest mit Faschinen, rammt Pfähle ein u. s. w., um zu verhindern, daß die Häuser nicht in Gefahr kommen.

Der Weg von Bath nach Bristol ist hügeliger als der bisherige. Wir fanden an einem Orte in der Mauer eines Hauses große cornua Ammonis befestigt.

Bristol ist ein häßlicher, schmußiger, schlecht gebaueter Ort; hat aber eine sehr schöne Lage an der Avon. Langs diesem

Fluffe laufen die Quais eine ziemliche Strecke hinabwärts; und hier liegen die kleinen Fahrzeuge, deren jedoch keine große Anzahl vorhanden zu sein scheint. Hier sind auch die Werfte, wo neue Schiffe erbauet und alte ausgebessert werden. Unter andern sah ich hier einen sogenannten dry Dock. Vermittels einer Schleuse wird bei der Fluth das auszubeffernde Schiff hineingelassen; dann läßt man das Wasser ablaufen und schließt die Schleuße, so daß das Schiff auf dem Trocknen bleibt und die Zimmerleute überall bequem beikommen können. Die Seiten dieses Bassins sind stufenweis ausgearbeitet, so daß man von einer Stufe zur andern bis auf den Boden hinab kommen kann.

Die Ebbe steigt und fällt hier in der Avon sehr ansehnlich, ob sie gleich erst mehrere englische Meilen unterhalb der Stadt ihre Mündung in den großen Severnfluß hat. Dort gehört die Fluth zu den stärksten, die es in der bekannten Welt gibt. Es ist indeß sehr merkwürdig, daß die weiten Mündungen der englischen Flüsse mit ihrer inländischen Größe nicht in Verhältniß stehen; denn nur wenige Meilen hinaufwärts sind sie gemeiniglich sehr unbedeutend, so z. B. die Themse bei Maidenhead, die Severn bei Glocester u. s. w. Eigentlich kann es also wohl von ihnen heißen: sie ergießen sich in große Meerbusen, die wegen ihrer Tiefe und Weite der Schiffahrt viele Bequem- lichkeiten verschaffen.

Der Handel von Bristol ist bekanntlich seit einigen Jahren sehr in Abnahme gerathen, fast in dem Verhältnisse, wie der #von Liverpool gestiegen ist. Die Ursachen dieses Verfalles liegen tiefer, als daß ich sie hier entwickeln könnte. Vielleicht gehört die unbequeme Einfahrt in die Rhede, Kingsroad, vielleicht auch die Emancipation von Irland unter die wesentlichsten.

Wir übernachteten im white Lion, einem elenden Wirthshause, wo wir indeß doch eine bristol'sche Zeitung im Kaffeezimmer fanden, wie denn nicht blos diese, dem Range nach zweite oder dritte Handelsstadt in England, sondern beinahe jedes kleine Landstädtchen mit dieser Bequemlichkeit versehen ist.

Den andern Morgen (8. Jun.) mußten wir schon um halb vier Uhr heraus, und um vier Uhr ging der Postwagen nach Birmingham durch das schöne Glocestershire ab. - Einige Meilen von Bristol, in der Gegend von Stone, auf einer Anhöhe, zeigte sich uns plößlich der ganze schöne lang ausgestreckte Meerbusen des Severnstroms, der Sommerset und Glocestershire von

dem Fürstenthum Wales trennt. Dieser Prospekt ist einer der reichsten in der Welt; und wäre es nicht trübe auf den Hügeln und am Horizont gewesen, so müßten wir einen Anblick ohne seines Gleichen gehabt haben: denn schon bei allem Nachtheiligen des bewölkten, halb in Nebel geschleierten Morgens entzückte er uns. Der Busen der Severn lag mehrere deutsche Meilen lang, so weit das Auge reichte, vor uns da, und dehnte sich immer mehr aus, wie er sich dem Ocean nahte. Die Berge von Wales hüllten ihre Gipfel in die Wolken; aber die niedere Gegend blieb sichtbar, und auf ihr leuchteten in Sonnenblicken, welche verloren durch die Wolken schlüpften, einzelne Thürme, Landhäuser oder Städtchen. Das Wasser, wo es uns am nächsten war, verlor sich hinter einem schön bewachsenen Hügel und kam wieder jenseit desselben als ein schöner See zum Vorschein. Der Rhein im Rheingau hat nirgends diese Breite. Diesseits war der Vordersaum eine zauberische mit hellbelaubten Eschen bepflanzte Anhöhe und ein unendliches Thal, welches sich gegen die Severn hin in eine Ebene verflächte, ausgelegt in köstliche Wiesen und umzåunt mit lebendigen Hecken und hoch emporstrebenden Buchen, Ulmen und Eichen. Hätten wir dazu die Verzierung des Lichts und Schattens gehabt, so wäre dieß der reizendste Prospekt gewesen, den ich je gesehen.

Nun kamen wir durch das fette Glocestershire, das wegen seiner Viehzucht und wegen seiner Kåse berühmt ist. Eine Frau aus der hiesigen Gegend, die mit uns reiste, zeigte uns mehrere Bauern von ihrer Bekanntschaft, die an dem Wege wohnten und vier bis fünfhundert Pfund Sterling an jährlichen Einkünften haben. Sie gehen aber ganz bäuerisch gekleidet, folgen ihrem Vieh und füttern es; ihre Weiber und Töchter melken und machen Kåse. Mancher Bauerhof in dieser Gegend hat fiebenzig und mehr Kühe, und in einer Familie von zehn Kindern hält man nur eine Magd. Die Wohnungen der Landleute in dieser Provinz haben ein schlechtes, vernachlässigtes Ansehen und sind mit ihrem Reichthume in keinem Verhältniß. Mir ist es wahrscheinlich, daß Menschen, die sich beständig mit der Viehzucht beschäftigen, für die Annehmlichkeit einer netten, reinlichen, zierlich meublirten Wohnung wenig Sinn haben können, weil sie bei ihrer unreinlichen Beschäftigung theils nicht darauf verfallen, theils auch, wenn sie alle Bequemlichkeiten hatten, sie nicht genießen, ihrer nicht froh werden könnten, ohne

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